Vereinigte Bühnen Wien In der Gruft Lyrics
PROFESSOR ABRONSIUS:
An so einem Tag...
ALFRED:
An so einem Tag...
PROFESSOR ABRONSIUS:
...erklärte Newton die Physik.
An so einem Tag...
ALFRED:
An so einem Tag
PROFESSOR ABRONSIUS:
...schrieb Mozart seine Nachtmusik.
ALFRED:
An so einem Tag...
PROFESSOR ABRONSIUS:
...kam mit einem Schlag
Kolumbus auf den Eiertrick
ALFRED:
Und Ikarus dachte er könnte fliegen
PROFESSOR ABRONSIUS:
Und Daniel ist in die Grube gestiegen.
ALFRED:
Wäre es in diesem Keller
nur ein wenig heller
Folgte ich voll zuversicht
meiner Pflicht
Wär die Gruft nicht so abscheulich
und der Duft nicht greulich
Wär ich unerschütterlich
aber so geb ich zu
ich fürchte mich.
PROFESSOR ABRONSIUS:
Da unten da stehn
nicht zu übersehn
die Ziele unserer Mission
wie ich es ersehn
hier runterzugehn
zum Zweck genauer Inspektion
ALFRED:
Was muss jetzt gescheh'n?
PROFESSOR ABRONSIUS:
Was muss jetzt gescheh'n?
BEIDE:
Aktion gemäß der Instruktion.
ALFRED:
Wir sollten es üben
und es verschieben.
PROFESSOR ABRONSIUS:
Dies ist die Stunde, jetzt oder nie!
gesprochen
ALFRED:
Ahhh...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Pschhhht! Pst! Nein! Hmhm...hahaha.
Ah! Wunderbar! Wir klettern jetzt da hinunter.
ALFRED:
Was? DA hinunter?
PROFESSOR ABRONSIUS:
Selbstverständlich! Schnurstraks!
Du zuerst.
ALFRED:
(mit überschnappender Stimme)
Ich?!
PROFESSOR ABRONSIUS:
Ja!
Ja...Tasche...
Runter!
ALFRED:
Runter?
PROFESSOR ABRONSIUS:
Runter!!!
ALFRED:
Hm...W...Ah...Ah...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Pschhhhht! Willst du, das der Bucklige uns hört?
Still da unten.
Achtung, jetzt komm ich...
ALFRED:
Was? Nein! Nein! Neeeiiiin!
PROFESSOR ABRONSIUS:
Ah! Ah! Au! Ah! Hmmm! Ah! Ah Ah!
Ich häng fest!
Ah...ja so hilf mir doch, Junge!
Aaaaah...aber doch nicht so!
Ach so geht das nicht
du wirst es allein machen müssen.
ALFRED:
A...allein?
PROFESSOR ABRONSIUS:
Ja! Stell dich nicht so an.
Du musst ihnen die Herzen durchstoßen.
ALFRED:
(hysterisch)
Die...Die Herzen durchstoßen?!!!!
Professor! Nein! Alles, nur das nicht!!!
PROFESSOR ABRONSIUS:
Sei kein Waschlappen!
Öffne die Särge!
ALFRED:
Die...Särge?
PROFESSOR ABRONSIUS:
Denk an Chagals Tochter.
Den Deckel weg!
....
Wer liegt drin?
ALFRED:
Seine Exzelenz.
PROFESSOR ABRONSIUS:
Guuut! Jetzt der andere.
...
Wer ist es?
ALFRED:
Der Sohn...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Hmmm...jetzt schnell zur Tasche...
ALFRED:
Z...zur Tasche...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Nimm den Hammer und einen Pflock raus.
ALFRED:
Ei...Einen Pf..Pflock.
PROFESSOR ABRONSIUS:
Braf! Und zuerst schnell rauf zum Grafen!
ALFRED:
Z...z...zum Grafen...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Jetzt setzt du den Pflock...
ALFRED:
...zwischen...zwischen....zwischen die sechste und ...und die siebente....
PROFESSOR ABRONSIUS:
...Rippe!!!!
ALFRED:
...R...Rippe....
PROFESSOR ABRONSIUS:
Richtig! Beeil dich!
Aber doch nicht so! Pass doch auf.
Schau doch hin, du Dummkopf!
Andersrum!
Los jetzt!
Eins! Zwei! Drei!
Donnerwetter! Drei!
DREI!
ALFRED:
(sehr leise)
Ich kann das nicht...
PROFESSOR ABRONSIUS:
(wütend)
Meuterei!
Schämst du dich denn gar nicht?
ALFRED:
Oh ja...aber...ich kann das trotzdem nicht...
Barmherziger...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Ach, das hat keinen Sinn mit dir! Komm wieder rauf!
Sapperlot! Alles muss man selber machen...
Ein Jammer ist das mit der heutigen Jugend...
Kein Mumm mehr in den Knochen!
Lasch und verweichlicht!
Nicht mehr in der Lage sich am Riemen zu reißen wenns ums Ganze geht.
Komm rauf und zieh mich wieder hoch!
Träumst du oder was? Trödel nicht rum!
Glaubst du, es macht Spaß, hier ewig zu hängen?
Alfred zieht ihn hoch
PROFESSOR ABRONSIUS:
Also eins muss ich dir schon sagen, mein Junge...
In der Theorie bist ja schon recht braf...
Aber in der Praxis, da hapert es noch gewaltig!
Ja, so hilf mir wenigstens hoch, du Lümmel!
ALFRED:
(hilft ihm aufstehen)
Herr Professor...
PROFESSOR ABRONSIUS:
Kehrt Marsch. Suchen wir halt einen anderen Weg.
Du wirst noch viel üben müssen, bis du mal in meine Fussstapfen treten kannst.
Das war heute leider eher eine Blamage mit dir,
das muss ich dir leider schon sagen.
CHAGAL erscheint und klopft an einen Sarg
gesungen
CHAGAL:
Schluss jetzt mit dem Schlummer.
MAGDA:
(schaut aus dem Sarg)
Was soll das Gebummer?
gesprochen
CHAGAL:
Hast du den Ball vergessen? Zeit zum Aufstehen?
MAGDA:
Du spinnst. Es ist gerade erst Mittag. Da schau, die Sonne...
CHAGAL:
Aaah...eklig...
Dann schlafen wir noch eine Runde zusammen.
MAGDA:
Du solltest dich was schämen, CHAGAL!
CHAGAL:
Ich? Warum?
MAGDA:
Mir in den Hals beißen. Mein Blut saugen.
CHAGAL:
Meine Güte...
gesungen
CHAGAL:
Warum soll ich denn dein Blut nicht saugen?
Andre saugen schließlich auch an mir.
Ob mit Zähnen oder Engelsaugen,
jeder Mensch ist nur ein Säugetier.
Was fast jeder tut, ist doch kein Laster.
Wer mal Blut geleckt hat, möchte mehr.
Mehr Vergnügen, mehr Erfolg, mehr Zaster.
Stets ist jeder hinter jedem her.
Wer nicht zerschlissen werden will,
der lernt, sich durchzubeißen.
Wer nicht beschissen werden will,
muss anderer bescheißen.
Darum saug dir Mut an,
etwas frisches Blut kann
dir nicht schaden, mir nicht schaden.
Saug dich voll, anstatt zu klagen.
MAGDA
Als ich noch lebte, fand ich dich fies.
Seit du an mir saugst, find ich dich beinah süß.
Geil zu sein ist komisch.
Geil zu sein ist komisch!
Dein Gezerr an meinen Gliedern
und dein Gieren war mir zuwider.
Jetzt ersehn ich deinen Kuss.
Dreimal täglich ist ein Muss, aaah.
CHAGAL
Was ist dabei? Jeder saugt jeden aus,
das ist das Gesetz dieser Welt.
Jeder nimmt sich und jedem das,
was ihm nützt und gefällt.
Wenn es kein Blut ist,
ist es Liebe oder Geld.
sie legen sich in den Sarg und schließen den Deckel
BEIDE:
(gedämpft aus dem Sarg)
Was ist dabei? Jeder saugt jeden aus,
das ist das Gesetz dieser Welt.
Jeder nimmt sich und jedem das,
was ihm nützt gefällt.
Wenn es kein Blut ist,
ist es Liebe oder Geld.
Man wär ja gut,
jedoch der innre Schweinehund ist viel zu stark.
Man wär gern würdevoll,
zumindestens im Sarg.
Jedoch die Geilheit sitzt ganz tief.
Es ist der Mensch
ein Säugetier
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