Wagner Die Walküre Lyrics
Gerhilde
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha!
Helmwige! Hier! Hieher mit dem Ross!
Helmwige
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!
Gerhilde, Waltraute, Schwertleite
Heiaha! Heiaha!
Ortlinde
Zu Ortlindes Stute stell deinen Hengst:
mit meiner Grauen grast gern dein Brauner!
Waltraute
Wer hängt dir im Sattel?
Helmwige
Sintolt, der Hegeling!
Schwertleite
Führ deinen Braunen fort von der Grauen:
Ortlindes Mähre trägt Wittig, den Irming!
Gerhilde
Als Feinde nur sah ich Sintolt und Wittig!
Ortlinde
Heiaha! Die Stute stösst mir der Hengst!
Gerhilde
Der Recken Zwist entzweit noch die Rosse!
Helmwige
Ruhig, Brauner! Brich nicht den Frieden.
Waltraute
Hoioho! Hoioho!
Siegrune, hier! Wo säumst du so lang?
Siegrune
Arbeit gab's! Sind die andren schon da?
Schwertleite, Waltraute
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!
Gerhilde
Heiaha!
Grimgerde, Rossweisse
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!
Waltraute
Grimgerd' und Rossweisse!
Gerhilde
Sie reiten zu zwei.
Helmwige, Ortlinde, Siegrune
Gegrüsst, ihr Reisige! Rossweiss' und Grimgerde!
Rossweisse, Grimgerde
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!
Die sechs anderen Walküren
Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha!
Gerhilde
In' Wald mit den Rossen zu Rast und Weid'!
Ortlinde
Führet die Mähren fern voneinander,
bis unsrer Helden Hass sich gelegt!
Helmwige
Der Helden Grimm büsste schon die Graue!
Rossweisse, Grimgerde
Hojotoho! Hojotoho!
Die sechs anderen Walküren
Willkommen! Willkommen!
Schwertleite
War't ihr Kühnen zu zwei?
Grimgerde
Getrennt ritten wir und trafen uns heut.
Rossweisse
Sind wir alle versammelt, so säumt nicht lange:
nach Walhall brechen wir auf,
Wotan zu bringen die Wal.
Helmwige
Acht sind wir erst: eine noch fehlt.
Gerhilde
Bei dem braunen Wälsung weilt wohl noch Brünnhild'.
Waltraute
Auf sie noch harren müssen wir hier:
Walvater gäb' uns grimmigen Gruss,
säh' ohne sie er uns nahn!
Siegrune
Hojotoho! Hojotoho! Hieher! Hieher!
In brünstigem Ritt jagt Brünnhilde her.
Die acht Walküren
Hojotoho! Hojotoho! Brünnhilde! hei!
Waltraute
Nach dem Tann lenkt sie das taumelnde Ross.
Grimgerde
Wie schnaubt Grane vom schnellen Ritt!
Rossweisse
So jach sah ich nie Walküren jagen!
Ortlinde
Was hält sie im Sattel?
Helmwige
Das ist kein Held!
Siegrune
Eine Frau führt sie.
Gerhilde
Wie fand sie die Frau?
Schwertleite
Mit keinem Gruss grüsst sie die Schwestern!
Waltraute
Heiaha! Brünnhilde! Hörst du uns nicht?
Ortlinde
Helft der Schwester vom Ross sich schwingen!
Helmwige, Gerhilde, Siegrune, Rossweisse
Hojotoho! Hojotoho!
Ortlinde, Waltraute, Grimgerde, Schwertleite
Heiaha!
Waltraute
Zugrunde stürzt Grane, der Starke!
Grimgerde
Aus dem Sattel hebt sie hastig das Weib!
Ortlinde, Waltraute, Grimgerde, Schwertleite
Schwester! Schwester! Was ist geschehn?
Brünnhilde
Schützt mich und helft in höchster Not!
Die acht Walküren
Wo rittest du her in rasender Hast?
So fliegt nur, wer auf der Flucht!
Brünnhilde
Zum erstenmal flieh ich und bin verfolgt:
Heervater hetzt mir nach!
Die acht Walküren
Bist du von Sinnen? Sprich! Sage uns! Wie?
Verfolgt dich Heervater? Fliehst du vor ihm?
Brünnhilde
O Schwestern, späht von des Felsens Spitze!
Schaut nach Norden, ob Walvater naht!
Schnell! Seht ihr ihn schon?
Ortlinde
Gewittersturm naht von Norden.
Waltraute
Starkes Gewölk staut sich dort auf!
Die weiteren sechs Walküren
Heervater reitet sein heiliges Ross!
Brünnhilde
Der wilde Jäger, der wütend mich jagt,
er naht, er naht von Norden!
Schützt mich, Schwestern! Wahret dies Weib!
Sechs Walküren
Was ist mit dem Weibe?
Brünnhilde
Hört mich in Eile:
Sieglinde ist es, Siegmunds Schwester und Braut:
gegen die Wälsungen
wütet Wotan in Grimm;
dem Bruder sollte Brünnhilde heut
entziehen den Sieg;
doch Siegmund schützt' ich mit meinem Schild,
trotzend dem Gott;
der traf ihn da selbst mit dem Speer:
Siegmund fiel;
doch ich floh fern mit der Frau;
sie zu retten, eilt' ich zu euch,
ob mich Bange auch ihr berget
vor dem strafenden Streich!
Sechs Walküren
Betörte Schwester, was tatest du?
Wehe! Brünnhilde, wehe!
Brach ungehorsam
Brünnhilde Heervaters heilig Gebot?
Waltraute
Nächtig zieht es von Norden heran.
Ortlinde
Wütend steuert hieher der Sturm.
Rossweisse, Grimgerde, Schwertleite
Wild wiehert Walvaters Ross.
Helmwige, Gerhilde, Siegrune
Schrecklich schnaubt es daher!
Brünnhilde
Wehe der Armen, wenn Wotan sie trifft:
den Wälsungen allen droht er Verderben!
Wer leiht mir von euch das leichteste Ross,
das flink die Frau ihm entführ'?
Siegrune
Auch uns rätst du rasenden Trotz?
Brünnhilde
Rossweisse, Schwester, leih mir deinen Renner!
Rossweisse
Vor Walvater floh der fliegende nie.
Brünnhilde
Helmwige, höre!
Helmwige
Dem Vater gehorch ich.
Brünnhilde
Grimgerde! Gerhilde! Gönnt mir eu'r Ross!
Schwertleite! Siegrune! Seht meine Angst!
Oh, seid mir treu, wie traut ich euch war:
rettet dies traurige Weib!
Sieglinde
Nicht sehre dich Sorge um mich:
einzig taugt mir der Tod!
Wer hiess dich, Maid,
dem Harst mich entführen
Im Sturm dort hätt' ich den Streich empfah'n
von derselben Waffe, der Siegmund fiel:
das Ende fand ich
vereint mit ihm!
Fern von Siegmund, Siegmund, von dir!
O deckte mich Tod, dass ich's denke!
Soll um die Flucht
dir, Maid, ich nicht fluchen,
so erhöre heilig mein Flehen:
stosse dein Schwert mir ins Herz!
Brünnhilde
Lebe, o Weib, um der Liebe willen!
Rette das Pfand, das von ihm du empfingst:
ein Wälsung wächst dir im Schoss!
Sieglinde
Rette mich, Kühne! Rette mein Kind!
Schirmt mich, ihr Mädchen, mit mächtigstem Schutz!
Waltraute
Der Sturm kommt heran.
Ortlinde
Flieh, wer ihn fürchtet!
Die sechs anderen Walküren
Fort mit dem Weibe, droht ihm Gefahr:
der Walküren keine wag ihren Schutz!
Sieglinde
Rette mich, Maid! Rette die Mutter!
Brünnhilde
So fliehe denn eilig und fliehe allein!
Ich bleibe zurück, biete mich Wotans Rache:
an mir zögr' ich den Zürnenden hier,
während du seinem Rasen entrinnst.
Sieglinde
Wohin soll ich mich wenden?
Brünnhilde
Wer von euch Schwestern schweifte nach Osten?
Siegrune
Nach Osten weithin dehnt sich ein Wald:
der Niblungen Hort entführte Fafner dorthin.
Schwertleite
Wurmesgestalt schuf sich der Wilde:
in einer Höhle hütet er Alberichs Reif!
Grimgerde
Nicht geheu'r ist's dort für ein hilflos Weib.
Brünnhilde
Und doch vor Wotans Wut schützt sie sicher der Wald:
ihn scheut der Mächt'ge und meidet den Ort.
Waltraute
Furchtbar fährt dort Wotan zum Fels.
Sechs Walküren
Brünnhilde, hör seines Nahens Gebraus!
Brünnhilde
Fort denn eile, nach Osten gewandt!
Mutigen Trotzes ertrag alle Müh'n,
Hunger und Durst, Dorn und Gestein;
lache, ob Not, ob Leiden dich nagt!
Denn eines wiss' und wahr' es immer:
den hehrsten Helden der Welt
hegst du, o Weib, im schirmenden Schoss!
Verwahr ihm die starken Schwertesstücken;
seines Vaters Walstatt entführt' ich sie glücklich:
der neugefügt das Schwert einst schwingt,
den Namen nehm er von mir:
»Siegfried« erfreu sich des Siegs!
Sieglinde
O hehrstes Wunder! Herrlichste Maid!
Dir Treuen dank ich heiligen Trost!
Für ihn, den wir liebten, rett ich das Liebste:
meines Dankes Lohn lache dir einst!
Lebe wohl! Dich segnet Sieglindes Weh!
Wotan
Steh, Brünnhild'!
Ortlinde, Waltraute
Den Fels erreichten Ross und Reiter!
Alle acht Walküren
Weh, Brünnhild'! Rache entbrennt!
Brünnhilde
Ach, Schwestern, helft! Mir schwankt das Herz!
Sein Zorn zerschellt mich,
wenn euer Schutz ihn nicht zähmt.
Die acht Walküren
Hieher, Verlorne! Lass dich nicht sehn!
Schmiege dich an uns und schweige dem Ruf!
Weh! Wütend schwingt sich Wotan vom Ross!
Hieher rast sein rächender Schritt!
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